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Ohne TAJ in Ungarn krank? Warum eine private Krankenversicherung für Auswanderer (fast) unverzichtbar ist

Aktualisiert: 17. Sept.

Immer mehr Deutsche entscheiden sich dafür, ihren Lebensmittelpunkt nach Ungarn zu verlegen – sei es für den Ruhestand, als Selbstständige, als digitale Nomaden oder einfach aus Lebenslust. Die Gründe sind vielfältig: landschaftliche Schönheit, persönliche Verbindungen, ein anderer Lebensrhythmus.

Doch wer dauerhaft in Ungarn lebt, stellt früher oder später fest: Das Leben ist längst nicht mehr so günstig wie früher – und auch das Gesundheitssystem funktioniert anders als in Deutschland.


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Autorin: Miriam Götz Sie war viele Jahre als stellvertretende Personalleiterin tätig. Heute bringt sie ihre berufliche Erfahrung und vielfältige Zusatz­qualifi­kationen in der individuellen Begleitung älterer Menschen ein. Mehr zum Angebot unter www.aktive-senioren-am-balaton.com





Inhaltsverzeichnis:







Was passiert, wenn man krank wird – und keine TAJ-Nummer hat?

Die TAJ-Nummer ist die persönliche Identifikationsnummer im ungarischen Gesundheitswesen. Nur mit ihr hat man Anspruch auf Leistungen im staatlichen Gesundheitssystem (NEAK).

Mit TAJ:

  • Staatliche Hausärzte

  • Krankenhausbehandlung

  • Medikamentenzuschüsse

  • Vorsorge, Diagnostik, Operationen


Ohne TAJ:

  • kein Zugang zu staatlichen Behandlungen

  • Keine Medikamentenzuschüsse

  • Alles nur privat und kostenpflichtig – auch Notaufnahmen (außer bei Lebensgefahr)



Wer hat keine TAJ – und warum?

Viele deutschsprachige Auswanderer in Ungarn haben zunächst keinen Zugang zu einer gültigen TAJ-Nummer, z. B. weil sie:

  • Selbstständig sind und keine Sozialbeiträge in Ungarn zahlen

  • Mit Aufenthaltstitel, aber ohne Beschäftigung leben

  • Als digitale Nomaden unterwegs sind

  • Noch im Anmeldeprozess stecken


Rentner/-innen (mit deutscher Rente) können hingegen in der Regel eine TAJ-Nummer erhalten – über das Formular S1, das von der deutschen Krankenversicherung ausgestellt und bei den ungarischen Behörden eingereicht wird. Auch die EHIC (Europäische Krankenversicherungskarte) greift nur für vorübergehende Aufenthalte, nicht für Personen mit ständigem Wohnsitz in Ungarn.



Was passiert, wenn man ohne TAJ krank wird

Man sucht einen Arzt auf – und dieser fragt in der Regel nach der TAJ-Nummer. Gibt es keine, lautet die Antwort meist: Behandlung nur gegen Privathonorar. Das bedeutet: Man kann medizinische Hilfe erhalten – allerdings zu Selbstzahlerkonditionen. Die Kosten sind überschaubar, aber nicht zu unterschätzen:

  • Hausarztbesuch in einer Privatpraxis: ca. 15.000–25.000 HUF (~40–60 €)

  • Facharztbesuch: 20.000–40.000 HUF

  • Diagnostik (z. B. Blutbild, Ultraschall, Röntgen): ab 30.000 HUF, größere Untersuchungen deutlich teurer

  • Medikamente: müssen vollständig selbst bezahlt werden (kein Zuschuss vom Staat)

Auch bei Notfällen kann eine Versorgung erfolgen – doch ohne TAJ muss man oft die Behandlung im Nachhinein selbst bezahlen, sofern kein akuter lebensbedrohlicher Zustand vorliegt. In vielen ungarischen Privatkliniken sind die Preise transparent und vorab einsehbar – man kann also gut planen und sich gezielt Angebote einholen.



Private Krankenversicherung – die praktikable Lösung

Wer keine TAJ-Nummer hat, braucht eine alternative Absicherung – sei es über eine internationale Krankenversicherung, eine bestehende Auslandsabdeckung der gesetzlichen Krankenversicherung oder über eine ungarische private Krankenversicherung (PKV). Besonders für Selbstständige, Langzeitaufenthalte oder Personen ohne aktiven GKV-Schutz ist eine PKV vor Ort oft die einzige praktikable Lösung, um regelmäßig medizinische Leistungen in Anspruch nehmen zu können – ohne jedes Mal hohe Kosten selbst tragen zu müssen. Viele digitale Nomaden sind weiterhin über ihren deutschen Arbeitgeber gesetzlich krankenversichert. Dennoch sollte man prüfen, ob und in welchem Umfang Leistungen im Ausland abgedeckt sind – vor allem bei längeren Aufenthalten oder Wohnsitzverlagerung.



Expat-Krankenversicherung als Alternative

Wer dauerhaft in Ungarn lebt, aber regelmäßig ins Ausland reisen möchte – etwa nach Deutschland oder in andere EU-Länder – sollte eine Expat-Krankenversicherung in Betracht ziehen. Eine Expat-Versicherung, wie sie z. B. vom BDAE angeboten wird, ist eine private Krankenversicherung speziell für Menschen mit internationalem Lebensstil.


Vorteile einer Expat-Krankenversicherung:

  • Versicherungsschutz in Ungarn und anderen Ländern Europas (z. B. Deutschland, Österreich)

  • Absicherung für Arztbesuche, Klinikaufenthalte und Notfälle auch im Ausland

  • Oft flexiblere Tarife ohne starre Wartezeiten

  • Gute Ergänzung, wenn keine gesetzliche Grundversicherung in Ungarn besteht

  • Ideal für Auswanderer, die reisen oder zeitweise in der Heimat sind


Diese Versicherungen sind oft teurer als lokale PKVs, bieten dafür aber deutlich mehr Flexibilität. Sie sind keine Ersatzlösung für die staatliche Krankenversicherung, sondern eher eine komfortable Zusatzversicherung oder Grundversorgung für Grenzgänger und Vielreisende. Für Menschen im Rentenalter sind solche Policen meist nicht verfügbar oder sehr teuer. Rentner/-innen sollten daher vor allem auf die Kombination aus S1-Bescheinigung und lokaler Absicherung achten.



Freiwillige Mitgliedschaft bei der staatlichen Krankenversicherung (NEAK)

Für Personen ohne TAJ-Nummer besteht unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, sich freiwillig bei der staatlichen Krankenversicherung (NEAK) in Ungarn anzumelden.


Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft in der NEAK:

  • Unbedingt ungarische Meldeadresse (Wohnsitzanmeldung). Eine Abmeldung aus dem Herkunftsland wird zwar mancherorts (z. B. im Komitat Somogy) verlangt oder erwartet, ist aber nicht gesetzlich vorgeschrieben – wird jedoch oft zur Prüfung herangezogen, um Doppelversicherungen zu vermeiden

  • Legalität des Aufenthalts (Aufenthaltstitel, z. B. Aufenthaltserlaubnis)



Beitrag für eine Mitgliedschaft in der NEAK:

  • Der Beitrag für die freiwillige Mitgliedschaft liegt ungefähr bei 11.800 HUF pro Monat (ca. 30 €) im Jahr 2025.


Leistungsumfang für eine Mitgliedschaft in der NEAK in den ersten 24 Monaten:

  • In den ersten 24 Monaten der freiwilligen Mitgliedschaft erhalten Versicherte in der Tat meist nur Notfallbehandlungen im staatlichen System.

  • Reguläre ambulante Behandlungen, Vorsorgeuntersuchungen, Facharztbesuche oder verschreibungspflichtige Medikamente sind in diesem Zeitraum oft nicht oder nur eingeschränkt enthalten.

  • Diese Regelung soll Missbrauch vorbeugen und ist in den letzten Jahren so oder ähnlich umgesetzt worden.


Langfristige Perspektive:

Nach Ablauf der Wartezeit verbessert sich in der Regel der Zugang zu regulären Leistungen und Medikamenten. Für Neuankömmlinge und Auswanderer mit akuten Gesundheitsbedürfnissen ist diese Lösung also oft nicht sofort nützlich. Für Personen ohne besondere Erkrankungen und mit längerem Aufenthalt kann die freiwillige Mitgliedschaft langfristig eine sinnvolle Option sein.



Krankenversicherung für Rentner/-innen ohne deutsche oder ungarische KV

Für Rentner/-innen, die weder in der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind noch eine Aufnahme in die ungarische Krankenversicherung (NEAK) erhalten, gestaltet sich die medizinische Versorgung schwieriger. Mögliche Optionen sind:

  • Abschluss einer privaten Krankenversicherung, oft mit höheren Beiträgen und Einschränkungen aufgrund des Alters

  • Medizinische Versorgung als Selbstzahler, was mit hohen Kosten verbunden sein kann

  • Prüfung einer freiwilligen Weiterversicherung in Deutschland (falls möglich)

  • Beratung bei spezialisierten Stellen, um individuelle Lösungen zu finden


Rentner/-innen sollten sich frühzeitig informieren und beraten lassen, um unangenehme Überraschungen im Krankheitsfall zu vermeiden.



Was passiert im Notfall – z. B. bei einem Rettungseinsatz ohne TAJ?

Auch ohne TAJ-Nummer hat man in akuten Notfällen Anspruch auf medizinische Erstversorgung, etwa bei Unfällen oder plötzlichen schweren Erkrankungen. Der ungarische Rettungsdienst ist verpflichtet zu helfen – bezahlen muss man die Leistung aber in der Regel selbst.


Wer keine TAJ-Nummer hat, sollte deshalb


  • Immer eine Kopie der privaten Versicherungspolice mitführen

  • Rechnungen und ärztliche Unterlagen dokumentieren

  • Eine Notfallnummer der Versicherung griffbereit haben

Ein Rettungseinsatz kann schnell mehrere Hundert Euro kosten – wer ohne Absicherung lebt, trägt dieses Risiko selbst.



Was, wenn man im ADAC ist?

Eine ADAC Plus- oder Premium-Mitgliedschaft bietet wertvolle Unterstützung bei medizinischen Notfällen im Ausland – vor allem bei Organisation und Kostenübernahme eines Rücktransports nach Deutschland. Doch: Der ADAC ist keine Krankenversicherung. Er übernimmt keine Arzt- oder Behandlungskosten in Ungarn und ersetzt nicht die TAJ-Nummer oder eine Auslandsversicherung.

Wichtig für Auswanderer:

  • Die ADAC-Leistungen gelten in der Regel nur bei Reisen, nicht bei dauerhaftem Wohnsitz im Ausland.

  • Eer dauerhaft in Ungarn lebt, sollte sich nicht allein auf den ADAC verlassen, sondern eine private oder gesetzliche Krankenversicherung absichern.



Ohne TAJ braucht man einen Plan B – am besten privat versichert

In Ungarn ist das Gesundheitssystem stärker auf Sozialversicherungsnachweis ausgerichtet als in Deutschland. Wer keine TAJ hat, steht oft sprichwörtlich vor verschlossener Tür – vor allem außerhalb der Großstädte. Eine private Krankenversicherung ist für Auswanderer daher kein Luxus, sondern elementare Absicherung – ähnlich wie Strom, Wasser und Internet. Wer langfristig in Ungarn leben will, sollte sich frühzeitig um eine Lösung kümmern – am besten noch vor dem ersten Arztbesuch.



Nicht vorschnell aus der gesetzlichen Krankenversicherung austreten

Gerade im Zusammenhang mit einem Umzug nach Ungarn oder dem Abschluss einer privaten Auslandskrankenversicherung stellt sich oft die Frage: „Kann oder sollte ich aus der deutschen gesetzlichen Krankenversicherung austreten?“



Unsere klare Empfehlung

Treten Sie keinesfalls vorschnell aus der GKV aus – insbesondere, wenn Sie Anspruch auf Leistungen wie Pflegeversicherung oder S1-Bescheinigung haben. Denn:

  • Eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ist oft nicht mehr möglich oder nur unter bestimmten Voraussetzungen

  • Die Pflegeversicherung ist an die GKV gekoppelt – privat Versicherte müssen sich selbst kümmern (und tragen oft hohe Kosten)

  • Mit der S1-Bescheinigung behalten Sie Zugang zu medizinischer Versorgung im EU-Ausland (z. B. Ungarn), ohne doppelt versichert zu sein



Noch Fragen zur Krankenversicherung in Ungarn?

Das Thema Krankenversicherung im Ausland – insbesondere ohne TAJ-Nummer – ist komplex und oft mit Unsicherheiten verbunden. Wir stellen regelmäßig aktuelle und praxisnahe Informationen rund um gesetzliche, private und internationale Versicherungen für Auswanderer in Ungarn bereit. Wenn Sie individuelle Fragen haben oder Unterstützung bei der Orientierung wünschen, stehen wir Ihnen gern zur Seite. Jetzt Kontakt aufnehmen

 
 
Aktive Senioren am Balaton

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Miriam Götz  / Sabine Köpke 
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